Dienstag, 15. März 2011

Patienten zur Teilnahme an Studie mit Phantomschmerzen gesucht

Ein Forscherteam um Professor Dr. Herta Flor vom Zentralinstitut für seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim hat eine deutschlandweite Studie zur Erforschung des Phantomschmerzes gestartet. Mehrere tausend Patienten, die nach einer Amputation unter Phantomschmerzen oder anderen Phantomwahrnehmungen leiden, sollen dabei untersucht werden. Die Untersuchung mit dem Titel PHANTOMMIND wird mit fast 2,5 Millionen Euro durch den Europäischen Forschungsrat gefördert.

Nach Amputation einer Gliedmaße leiden die Betroffenen sehr häufig unter einer Phantomwahrnehmung oder sogar Phantomschmerzen. Die Patienten empfinden Schmerzen oder andere Phänomene im nicht mehr vorhandenen Körperteil. Medikamentöse und andere Therapien führen leider relativ selten zu einem positiven Ergebnis, da die Entstehung dieses Phänomens wissenschaftlich noch immer nicht wirklich gut verstanden wird.

Neue neurowissenschaftliche Erkenntnisse der letzten Jahre konnten funktionelle Veränderungen in den sensiblen und motorischen Bereichen des Gehirns nach einer Amputation mit dem Ausmaß des Phantomschmerzes in Beziehung setzen. Die Ergebnisse zeigten: Je ausgeprägter und stärker der Phantomschmerz der einzelnen Patienten war, desto größer war auch die Veränderung in dem für den amputierten Körperteil verantwortlichen Gebiet des Gehirns. Außerdem konnten große Ähnlichkeiten zwischen nicht-schmerzhaften Phantomphänomenen und sogenannten Körperillusionen bei gesunden Personen identifiziert werden. Letztere zeigten, dass das Gehirn nicht nur auf die physische Realität, sondern auch auf die wahrgenommene Realität reagiert. In Forschungsstudien gelang es, mit einfachsten Methoden – nämlich mit Spiegeln – dem Gehirn Empfindungen außerhalb des Körpers vorzuspielen. Diese Zusammenhänge bieten eine Grundlage für die Konzeption neuartiger Therapieansätze durch moderne Prothesen, Stimulations-Trainings oder den Einsatz von Spiegeln zur Behandlung der Phantomphänomene. Wie alle neuen Therapieverfahren müssen sie jedoch in ihrer Wirkung und Effektivität überprüft werden.

Die Studie am ZI startet mit dem Ziel, neue und wirksamere Behandlungsansätze zu entwickeln und damit einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität Betroffener zu leisten. In einem ersten Schritt wird eine exakte Analyse verschiedener Phantomphänomene (Phantomschmerzen und nicht-schmerzhafte Phantomempfindungen) sowie der individuellen Begleitumstände (z.B. Prothesennutzung, Begleiterkrankungen) mittels eines Fragebogens, der per Post zugesandt wird, durchgeführt. Interessenten können die Studienunterlagen beim PHANTOMMIND Studiensekretariat telefonisch oder per Mail anfordern (Tel.: 0621 / 1703-6344)

E-Mail: astrid.wolf@zi-mannheim.de

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